Wieder zu Hause!
Mit einem lieben und überaus freundlichem Willkommensgruß wurde ich wieder in mein bisheriges Leben aufgenommen.
So langsam begreife ich, was mir da so gelungen ist. Nicht, dass ich hier in Jubel ausbreche, nein – vielmehr wird mir bewusst, dass ich mit vielen Millionen Pilgern aus Jahrhunderten die gleiche Absicht hatte. Am Grab eines der Jünger von Jesus Christus zu stehen. Für ihn, für meine Mitmenschen und natürlich für mich, zu beten.
Es wurde mir auf meiner Pilgerreise sehr deutlich vor Augen geführt – Europa hat eine gemeinsame christliche und kulturelle Vergangenheit. Und dieser Werte müssen wir uns bewusst werden. Es lebe Europa!
…dies ist mein erster Ansatz einer Reisedokumentation – ich werde im Laufe der Zeit mehr über meine Pilgerreise berichten…
Verfasst am 18.05.2016 in Santiago de Compostela
Jetzt bin ich in Santiago de Compostela angekommen. „Nix“ gescheites fällt mir ein.
Ich bin erst einmal überwältigt. 2.970 km liegen hinter mir – eine Strecke, die ich noch nie in meinem Leben bewältigt habe.
Es geht mir gut; das weniger gute Wetter weicht mir nicht von meiner Seite. Ich werde jetzt die Seele baumeln lassen – werde mir morgen meine Urkunde abholen und dann sehe ich weiter.
Ich danke dem Herrn dafür, dass mir nichts passiert ist.
Verfasst am 11. Mai 2016 in León
Eigentlich, so dachte ich, wenn man über die Pyrenäen ist, dann wird das Wetter besser. Mitnichten – ich hatte 2 Tage wunderbares Wetter, die übrigen Tage waren bis jetzt von starkem Regen, ziemlich starkem Gegenwind, von Kälte und trübem Himmel geprägt. Dennoch, ich lasse mich nicht entmutigen. Mein Ziel Santiago de Compostella kommt immer näher – es sind jetzt nur noch rd. 290 km. Allerdings mit noch kräftigen Bergetappen.
Pamplona war ein Erlebnis, das mir sehr viel Elan mit auf den Weg gab. Puente la Reina war eine gute „Verschnaufpause“, Logroño eine zu laute Stadt. Besonders gut hat mir Burgos mit seiner gewaltigen Kathedrale gefallen. Ich empfinde es als ein Bollwerk des Christentums. Jetzt aber in León, da gehen mir die Augen über- so eine schöne gotische Kathedrale habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich bin auf Santiago gespannt. Bis dann.
Verfasst am 03. Mai 2016 in St. Jean Pied de Port
Von Condom war das Weiterkommen nicht so einfach. Wir hatte Unwetterwarnung für die Region und es herrschte ein Sturm. Dennoch habe ich mich auf die „Pedale“ gemacht – nach 60 km war ich mit meinen Kräften am Ende.
Ich hatte Glück – ein nettes kleines Hotel nahm mich auf. Nach einem schönen Mahl bin ich zufrieden eingeschlafen. Die Strecke bis hierher war nicht so ganz einfach – kräftige Steigungen (einmal sogar 13 %) galt es zu überwinden. Jetzt bin ich nach rd. 1.900 km glücklich und zufrieden angekommen. St. Jean ist einer der wichtigsten Pilgerorte in Frankreich – hier treffen mehrere Pilgerwege aus ganz Europa aufeinander. Man kann sich gut vorstellen, was hier los ist. Mit den Pilgern wird hier richtig „Geld gemacht“. Man hört die verschiedensten Sprachen und trifft auf Menschen aus der ganzen Welt.
Morgen fahre ich über die Pyrenäen – rd. 900 Höhenmeter muss ich überwinden. Auf den fiesen Pass freue ich mich – immerhin ist hier die Roland-Saga entstanden, die Mauren kamen nach Europa und Napoleon hat mit seinem militärischen „Glanzstück“ Kriegsgeschichte geschrieben.
Und dann – Pamplona, Burgos, Navarra, Asturga, Leon und vieles mehr bis Santiago. Ich melde mich wieder.
Verfasst in Condom am 29. April 2016
Wie sich dies wohl liest? Na ja, Condom war einst ein besonderes Pilgerzentrum mit entsprechender Kathedrale und Bischofssitz im Südwesten von Frankreich. Heute ist die in den wechselvollen Zeiten zerstörte Kathedrale nur noch eine sehr große Kirche. Die Pilger kommen immer noch zuhauf und setzen dann ihren Weg fort.
Heute gilt Condom als das Herz der Gascogne – bekanntlich kam der berühmteste der 4 Musketiere aus dieser Region. Und besonders erwähnenswert – der Armagnac reift hier in seinen Holzfässern.
Leider ist es mir noch nicht gelungen, die bekanntesten Weine der verschiedenen Regionen zu verkosten, durch die ich gekommen bin – die Weine der Mosel und aus Burgund, die der Gascogne und von Cahors, nicht zu vergessen die Weine des Lot.
Seit Le Puy en Velay bin ich ca. 570 km auf der Via Podiensis mit dem Rad gepilgert. Von Bergisch-Gladbach aus habe ich rund 1.700 km zurückgelegt. Etwa 1.000 km liegen noch vor mir bis Santiago de Compostela.
Ich melde mich wieder, bevor ich die Via Franchese „angehe“.
Verfasst in Le Puy am 22. April 2016
Jetzt bin ich schon fast 4 Wochen unterwegs – etwa 1.200 km habe ich schon mit dem Rad hinter mich gebracht. Wunderbare Landschaften mit mehr oder weniger steilen oder langen Anstiegen habe ich passiert. Nach Merzig hat mich die Landschaft von Lotringen fasziniert. Metz mit seiner Kathedrale ist sehr interessant. Das Mosel-Tal hat seine wunderbaren Reize. Hier habe ich Pilger-Freunde getroffen. In Haut-Saône hat mir eine ganze Kirchengemeinde während der Messe alles Gute gewünscht. Der Pfarrer wollte mir nicht so einfach den Pilgerstempel in meinen Pilgerpass drücken. Mit seinem Segen ging es weiter.
Die Landschaft der Saône hat mich in ihren Bann gezogen. Die Ausläufer des Massiv-Central haben mir viel abverlangt. Nicht nur Schnee galt es zu bewältigen – Höhe und Tiefen haben sich wunderbar ergänzt. Jetzt bin ich in Le Puy-en-Velay – die Via Podiensis wartet auf mich. Den bischöflichen Segen habe ich heute persönlich erhalten.
Nach ca. 700 weiteren km melde ich mich wieder aus Saint-Jean-Pied-de-Port.
Sonntag, 3. April 2016, in Merzig verfasst!
Jetzt bin ich schon vier Tage nach Santiago de Compostela unterwegs. 298 km habe ich geschafft. Ich bin jetzt in Merzig, bei sehr, sehr lieben Freunden und ruhe ich mich für ein paar Tage aus. Ich habe erkannt – ich brauche diese Ruhe.
Der erste Tag ist wie immer der schwierigste Tag. Nur starker Gegenwind, wenig Regen, die Durchschnittstemperatur lag bei ca. 8 Grad. Die Strecke führte über den Kölner Dom nach Brühl und der Erft entlang nach Euskirchen. Leider hat mir Euskirchen nichts „gegeben“. Also weiter Richtung Bad Münstereifel – dort habe ich im Hotel „Zur Waage“ übernachtet. Es regnete die ganze Nacht.
Die Tour ging weiter über Bad Münstereifel, Blankenheim zur Erft-Quelle. Die Eifel bot alles auf, was sie an Bergen und Tälern hatte. In Jünkerath an der Kyll war ich „gemolken“. Der Regen war immer noch mein lieber Begleiter. In der Radgaststätte „Glaadter Hütte“ habe ich übernachtet.
Die Fahrt an der Kyll entlang bis nach Auw (weitere Übernachtung) sollte sich als schwere Etappe erweisen. Steigungen bis zu 14 %, Gefälle teilweise bis zu 25 % haben die Tour angereichert. Das nächste Etappenziel Trier (Besuch des Doms mit Heiliger Pforte, Liebfrauen-Kirche, Pilgerbüro) wurde dann unproblematisch erreicht. Die Fahrt bis nach Merzig (Mosel-Radweg und Saar-Radweg) war fast ein Genuss.
So, das war es jetzt erst einmal auf die Kürze.
Ostern 2016 – die Auferstehung Jesu Christi wird gefeiert.
Ich bin auf dem „Sprung“ – morgen geht es los. St. Severin (die Kirche in unserer Nachbarschaft) erstrahlt und Gott wird meine Reise nach Santiago de Compostela beschützen.
Ich bin gespannt und freue mich.
Es ist alles vorbereitet – in wenigen Tagen beginnt meine große Tour. Ich bin sehr gespannt, was mich alles erwarten wird. Ich bin sehr zuversichtlich. Mit meinem Probepacken bin ich sehr zufrieden – es passt alles in die Fahrradtaschen. Ich habe nicht zuviel dabei. Jetzt muss nur noch das Wetter für die ersten Tage relativ gut sein – aber wie sagt man hier in Köln: „Et kütt, wie et kütt„.
…falls Du ein eMail schreiben willst – bitte an christian@frag-christian.de